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Wie kopiere und vergrößere ich ein Bild?

  • anekah5
  • 8. Nov.
  • 5 Min. Lesezeit


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9 Schritte zum Übertragen einer antiken Wandmalerei


Staunen Sie nicht auch immer wieder über meterhohe Fassadenmalereien, große Wandbilder oder riesige Theaterdekorationen? Und fragen sich dann, wie man in aller Welt so groß malt? Woher weiß man, welches Element wohin kommt, wenn man so nah vor der Wand steht, dass man sie noch nicht mal im Ganzen sehen kann?


Meine Kopien von antiken Wandmalereien sind jetzt nicht gerade riesig, aber doch zum Teil auch wandfüllend. Und vor allem habe ich ja ein vorgegebenes Motiv, welches genau so auf den Stoff soll.


Manchmal spanne ich den Stoff auch auf einer großen Holzplatte auf, damit ich senkrecht arbeiten kann. Wie man sieht nimmt es hier fast die ganze Wand meines Ateliers ein.
Manchmal spanne ich den Stoff auch auf einer großen Holzplatte auf, damit ich senkrecht arbeiten kann. Wie man sieht nimmt es hier fast die ganze Wand meines Ateliers ein.

Methoden, um Motive auf ein größeres Format zu übertragen gibt es heutzutage etliche. Das reicht vom Drucken im Originalmaßstab und anschließendes Durchpausen über das Projizieren mit einem Beamer bis zum Arbeiten mit einer VR-Brille. Ich komme ja aus der Theatermalerei und in diesem traditionsreichen Beruf habe ich noch ganz klassisch die Rastermethode gelernt und wende sie auch nach wie vor gerne an.


Die Methode ist an sich simpel; um wirklich gute Ergebnisse zu erzielen, muss man – wie bei allem im Leben – etwas üben. Das Prinzip ist, dass man die Vorlage in kleine Quadrate aufteilt und diese dann auf das Werkstück (also die Wand der den Stoff) überträgt.


Die Quadratgröße ist so gewählt, dass man die Einzelheiten gut per Augenmaß erfassen kann. Beim Übertragen achtet man vor allem darauf, Wie einzelne Linien verlaufen und wo sie die Linien des Rasters schneiden. Auf der Hälfte des Quadrats? Oder doch eher weiter oben? Auf der anderen Seite kommt sie knapp über dem Kreuzungspunkt an… und was macht sie auf dem Weg dahin? Beugt sie sich? Wechselt sie die Richtung? Eine gute Aufgabe, um seine Beobachtungsgabe zu schulen!


Ich demonstriere hier meine Arbeitsweise an einem Auftragswerk, was an das Bild „Triumph der Galatea“ von Raffael angelehnt ist.


Meine gerasterte Kompositionsvorlage und das Originalbild.
Meine gerasterte Kompositionsvorlage und das Originalbild.

Meine 9 Schritte zum Kopieren und Vergrößern eine Bildes


Schritt 1: Vorlage rastern

Ich wähle mir eine Rastergröße, die mir ermöglicht, die Details in einem Quadranten gut zu erfassen (in dem Fall sind das 3 cm) und markiere mir die Ränder – beginnend links oben – in 3 cm- Anständen. Dann verbinde ich die Linien, sodass ein regelmäßiges Raster aus Quadraten entsteht.


Schritt 2: Stoff aufnageln

Mein Bild soll eine Größe von 1,30 x 3,00 Metern haben. Daher beschließe ich, auf dem Boden zu malen, weil ich dort genug Platz habe, um den Stoff aufzuspannen. Das ist wichtig, damit er sich beim Malen nicht verzieht und schrumpft. Das mache ich ganz einfach mit einem Tacker. Unten drunter lege ich Jutestoff. Das hilft mir, Bodenunebenheiten auszugleichen und lässt den Stoff besser trocknen.


Schritt 3: Grundieren

Der Stoff bekommt eine erste dünne Schicht Farbe. Also eher eine Lasur, damit er schön flexibel bleibt. Das dient dazu, dass sich der Stoff schön glatt zieht, eine Grundfarbigkeit angelegt wird und die Fasern gebunden werden, damit die Farben beim Malen nicht ausbluten.


Schritt 4: Das Raster aufspannen

Jetzt kann endlich das Raster auf die große Fläche. Aber was tun, damit ich nicht am Ende die Linien auf dem Bild habe? Die Lösung heißt Schnur! Mein Vergrößerungsmaßstab ist in dem Fall 1:11, d.h. jeder Zentimeter auf dem Ausdruck entspricht 11 Zentimetern im Original. Ich schlage also in den entsprechenden regelmäßigen Abständen Nägel in den Boden, um die dann von links nach rechts und von oben und unten eine Schnur gespannt wird.


Vorzeichnen mit einem langen Zeichenstock
Vorzeichnen mit einem langen Zeichenstock

Schritt 5: Vorzeichnen

Die Vorbereitungen sind abgeschlossen und nun kann die künstlerische Arbeit beginnen. Um nicht auf den Knien herumkriechen zu müssen und um einen besseren Überblick zu haben, male ich im Stehen mit einem langen Stock, an dem ein Graphitstift befestigt ist. Nachdem ich alle Figuren angelegt habe, verfeinere ich die Details dann doch auf dem Boden mit der Hand. Danach wird die Schnur wieder abgenommen.


Schritt 6: Vorzeichnung fixieren

Dieser Schritt erfüllt zwei Ziele: Der Graphit wird fixiert, damit er nicht verwischt beim Malen, und der Hintergrund wird schon gestaltet. Mein Motiv soll sehr hell sein und am Ende wie ein verwittertes Fresko aussehen. Ich nehme also verschiedene pastellige Lasuren und viel Wasser, um eine unruhige Oberfläche zu gestalten.


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Schritt 7: Malen

Jetzt wird gemalt! Ein steter Blick auf die Vorlage stellt sicher, dass ich nicht allzu sehr in Phantasiewelten abschweife. In dem Fall muss ich jedoch ziemlich improvisieren. Das Motiv besteht nur aus einzelnen Elementen aus dem Gemälde „Der Triumph der Galatea“ von Raffael, die neu angeordnet sein sollten und noch dazu wie ein zartes, verblasstes Fresko aussehen sollten und nicht wie eine kräftige, frische Malerei. Es gab also viel Interpretationsspielraum für mich.


Der Zwischenstand vor der Patinierung
Der Zwischenstand vor der Patinierung

Schritt 8: Patina und Verwitterung

Um das Motiv schön verblasst und teilweise fast nicht mehr erkennbar werden zu lassen kommt nun noch eine Lasurschicht über das ganze Bild. Dabei arbeite ich auch wieder sehr wild mit verschiedenen hellen Tönen, viel Wasser und Gesprenkel.


Schritt 9: Putzstruktur

Abschließend kommt der letzte Schliff: damit das Bild noch mehr wie eine verwitterte Wand mit blätternder Farbe auf Putz aussieht, trage ich mit verschiedenen Spachteln und einem Schwamm etwas dickere Farbe auf. So wirken diese Bereiche, als ob der Putz von untendrunter hervorscheint und an manchen Stellen die Farbe schon komplett fehlt.


Das fertige Bild
Das fertige Bild

Und das war es für dieses Bild auch schon! Es musste in dem Fall nicht konfektioniert (auf Maß gebracht) werden, da der Kunde es selbst auf eine Holzplatte aufziehen wird.


Bei anderen Motiven arbeite ich manchmal in mehreren Schichten, sodass ich nach der ersten gemalten Schicht das Raster wieder aufspanne, um dann erst die darüber liegenden Details zu zeichnen. Dann wiederholen sich die Prozesse des Vorzeichnens, Lasierens und Malens immer wieder. Und natürlich sieht das Patinieren und Verwittern bei jedem Motiv anders aus und muss genau auf die Vorlage abgestimmt werden.

Den ganzen Prozess kann man hier noch einmal im Zeitraffer komplett sehen:



Aber die Vorgehensweise beim Anfertigen von großformatigen Bildkopien bleibt bei mir immer gleich. Nämlich hier noch einmal zusammengefasst:


Schritt 1: Vorlage rastern

Schritt 2: Stoff aufnageln

Schritt 3: Grundieren

Schritt 4: Das Raster aufspannen

Schritt 5: Vorzeichnen

Schritt 6: Vorzeichnung fixieren

Schritt 7: Malen

Schritt 8: Patina und Verwitterung

Schritt 9: Putzstruktur


Also, probieren Sie sich gerne selber aus! Die Technik des Rasterns ist nicht schwer zu lernen und alles andere braucht Übung!


Und alle, die selbst nicht malen, aber trotzdem ihr Zuhause mit tollen, großformatigen Malereien verschönern wollen, können gerne in meinem Shop vorbeischauen. Falls kein Motiv Ihren Geschmack trifft, können Sie mir gerne Ihr Wunschmotiv schicken und ich unterbreite Ihnen gerne ein Angebot.

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